Mastzellaktivierung (MCAS)

Von |Veröffentlichung: 12. Juli 2021|Aktualisierung: 07. September 2023|Ansichten: 7410|Kategorien: Allgemein, Krankheiten, Reizdarm|Lesezeit: 6,7 min|

Das Mastzellaktivierungs-Syndrom (MCAS)

Beim MCAS kommt es zu einer verstärkten Aktivierung von sog. Mastzellen (spezielle Immunzellen), die daraufhin sehr viel Histamin und andere Botenstoffe (Mastzellmediatoren) ausschütten, die viele verschiedene Symptome im ganzen Körper auslösen können. Die Häufigkeit des MCAS (D47.0 ICD10) wird mit 5-10% der Bevölkerung angegeben, andere sprechen von 17%.

Beschwerden/Symptome:

Die möglichen Symptome sind sehr vielfältig. Dazu können zum Beispiel folgende Beschwerden gehören:

  • Magen-Darm-Beschwerden, anfallsweise, mit Durchfall, Darmkrämpfen (oft als Reizdarm verkannt), Übelkeit
  • Magenbeschwerden durch vermehrte Salzsäure-Produktion
  • Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
  • Müdigkeit, Erschöpfung bis hin zum „chronischen Erschöpfungssyndrom“
  • Schlafstörungen (Histamin macht wach)
  • Kopfschmerzen, Migräne und Hitzegefühl
  • asthmatische Beschwerden, laufende Nase (nach dem Essen)
  • Hautrötung, Ekzeme, Urtikaria (Nesselsucht)
  • Blutdruckschwankungen, Bluthochdruck, Herzrasen, Palpitationen, Herzrhythmusstörungen, Kreislaufprobleme
  • Schmerzen in Knochen, Muskeln und Gelenken (evtl. als Fibromyalgie fehldiagnostiziert)
  • Eine ausführliche Übersicht mit weiteren Symptomen finden Sie bei der Mastzellenhilfe (<- Klick)

Auslöser:

Es gibt (leider) sehr viele verschiedene mögliche Auslöser für eine Mastzellaktivierung (MCAS). Dazu gehören beispielsweise Infektionen (z.B. mit Viren), chronische Erkrankungen, Entzündungen, Darmbakterien-Fehlbesiedlung, Impfungen, Narkose-Mittel, Nahrungsmittel, Lebensmittel-Zusatzstoffe, Zusatzstoffe in Medikamenten, Chemikalien, Umweltgifte, Schwermetalle, Medikamente (z.B. Aspirin, Diclofenac), Hitze oder Kälte, intensiver Sport und Stress, sogar positiver (Eu-) Stress z.B. große Freude.

Auch eine Corona-Infektion (SARS Cov-2) oder eine Corona-Impfung kann zu einer Mastzellaktivierung führen. Es gibt Hinweise, dass eine Mastzellaktivierung auch bei Post-Covid eine Rolle spielen kann.

Diagnostik:

Die Diagnose ist oft schwierig und wird auf Basis der Patienten-Befragung, der Symptome und spezieller Labor-Untersuchungen gestellt. Mögliche Laborwerte im Blut bzw. Urin sind Histamin-Spiegel, Tryptase, Leukotriene, ECP, THAK/HNMT-Abbauwege, N-Methylhistamin, Prostaglandin D2.

Optimal ist eine Messung direkt während oder nach einem Schub, da die Werte im symptomfreien Intervall völlig normal sein können.

Die DAO-Werte sind in der Regel normal oder erhöht (im Gegensatz zur Histamin-Intoleranz).

Insgesamt ist die Diagnose von MCAS auch für Fachleute nicht ganz einfach, da die MCAS-Wissenschaftler sich noch nicht auf eine einheitliche Regelung einigen konnten. Die MCAS-Expertin und Leiterin der Mastzellenhilfe.de Frau Dr. Nina Kreddig hat extra ein eBook dazu verfasst, das Sie hier finden (<- Klick).

In der Medizin spricht man daher oft von einer Verdachtsdiagnose, in den Berichten heißt es dann V.a. MCAS (= Verdacht auf MCAS). Für Patienten ist das oft unbefriedigend. In der Medizin kommt es aber häufig vor, dass es keine 100% Sicherheit gibt. Und man kann auch so mit Massnahmen zur Linderung der Beschwerden beginnen.

Zusätzlich kann man Stoffwechsel-Messungen und eine Untersuchung der Darmflora durchführen (Mikrobiom, Leaky gut, Dysbiose mit Vermehrung Histamin-bildender Bakterien). Wichtig ist immer auch eine optimale Versorgung mit lebenswichtigen Vitaminen, Nährstoffen, Omega-3-Fetten etc., die wir über eine spezielle Mikronährstoff-Blutanalyse überprüfen.

Therapie:

Die Erkrankung MCAS läßt sich gut behandeln. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad, den Begleitumständen und den Symptomen. Auslösende Faktoren sollten so gut es geht reduziert bzw. vermieden werden. Eingesetzt werden in der Therapie neben Medikamenten und einer Ernährungsumstellung auch bestimmte Vitamine und Vitalstoffe als Nahrungsergänzung und ggf. als Infusion.

Gerade zu Beginn und bei starken Beschwerden können Medikamente eingesetzt werden und sind dann sehr hilfreich (sog. Anti-Allergika, Anti-Histaminika und Mastzellstabilisatoren).

Die Ernährungs sollte „Mastzell-freundlich“ und eher Histamin-arm sein, aber nicht zu streng, da es sonst zu einer Mangelernährung kommen kann. Darunter leidet dann die Lebensqualität.

Außerdem sollten oft gleichzeitig vorliegende Probleme wie ein Leaky-gut-Syndrom (gestörte Darmbarriere), Vitaminmängel und andere Stoffwechselstörungen (z.B. HPU/KPU) behandelt werden.

Patienten, die unter einem MCAS leiden, sollten die individuell auslösenden Faktoren einer Mastzellaktivierung vermeiden. Dies betrifft z.B. den Lebensstil, Ernährung, Stress oder  bestimmte Medikamente. Welche Faktoren oder Stoffe bei einem Menschen die Symptome verschlimmern ist sehr unterschiedlich und individuell. Das darf jeder Mensch für sich herausfinden, oft erst im Verlauf.

Auch daher ist eine gute Mitarbeit und viel Eigeninitiative des Patienten bei dieser Erkrankung besonders wichtig. Anders geht es aus meiner Erfahrung nicht. Sehr viele wertvolle Informationen dazu findet man kostenlos im Netz, z.B. auf Mastzellhilfe.de und anderen Plattformen (siehe unten).

Mögliche Auslöser für eine Aktivierung von Mastzellen können sein zum Beispiel: 

  • Lebensmittel
  • Alkohol
  • Allergien (z.B. Allergene wie Pollen, Hausstaub etc.)
  • Stress !

Therapie-Möglichkeiten bei Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS)

Basis-Therapie, Vitalstoffe und Mikronährstoffe :

  • Histamin-arme und Mastzell-freundliche Ernährung
  • Vitamin C senkt Histamin
  • Zink stabilisiert die Mastzellen
  • Vitalstoff-Komplexe senken Histamin-Spiegel
  • SAM senkt Histamin im Gehirn (Stichwort brainfog)
  • Quercetin senkt Histamin
  • CBD senkt Histamin
  • Schwarzkümmel senkt Histamin
  • Omega-3-Fettsäuren senken Histamin und Entzündungen
  • Zeolith bindet Histamin im Darm
  • Bestimmte Schlafmittel sind Histamin-Blocker
  • Vitamin B6 oder Kupfer als Co-Faktor für das DAO-Enzym
  • DAO-Enzym in Tablettenform
  • Kurkumin (retardiert), Weihrauch stabilisieren die Mastzellen
  • Stärkung der Darmschleimhaut, ggf. Darmsanierung mit Histamin-verträgliche Probiotika
  • ggf. Infusionen zur Histamin-Senkung

Medikamentöse Therapie:

  • Die Medikamente sollten individuell ausgewählt werden und müssen im Verlauf der Therapie oft angepasst werden, abhängig von Art, Stärke, Häufigkeit und Ansprechen der Beschwerden.
  • Anti-Histaminika: H1- und H2-Histamin-Rezeptorblocker (Anti-Histaminika der 1. bis 3. Generation)
  • Coromoglycinsäure um die Mastzellreaktion durch Lebensmittel im Darm zu reduzieren
  • Mastzellstabilisatoren wie Ketotifen
  • Antidepressivum, niedrig-dosiert als Mastzell-Stabilisator
  • ggf. weitere Medikamente wie z.B. Leukotrienrezeptor-Antagonisten

 

 Prävention von Schüben durch Vermeidung auslösender Faktoren:

  • Bestimmte Medikamente meiden: ASS, Chinin, lokale Betäubungsmittel, Opioide (Kodein), Etomidat, Enfluran, Isofluran u.a.; Jodhaltige Kontrastmittel
  • Insektengifte: Bienen-, Wespengift
  • Alkohol!, Nahrungsmittel und –zusätze: z.B. Schokolade, Käse, Erdbeeren, Kiwi, Koffein…
  • Streß!, Angst, Freude, Prüfungen, Auftritte, körperliche Anstrengung, Hitze, Kälte, Reibung…
  • Hormonstörungen: v.a. Progesteron-Mangel bzw. Östrogen-Überschuß verstärkt Histamin-Beschwerden (vgl. PMS und Wechseljahresbeschwerden)
  • Einige bakterielle/virale Infektionen wie z.B. Yersinien, Campylobacter

Weitere Informationen:

  • www.Mastzellenhilfe.de
  • www.Mastzellaktivierung.info
  • Buch-Tipp: „Der Histamin-Irrtum“ von Frau Kyra Kauffmann
  • Buch-Tipp: „Mastzellfreundliche und histaminarme Küche“, Herausgeber SIGHI
  • Dr. med. Jacob über Mastzellen und Corona
  • An verschiedenen Uni-Kliniken gibt es Kompetenz-Centren für Mastzellerkrankungen, in Nordeutschland z.B. in Lübeck UKSH

Video über MCAS (Quelle: Youtube):

Buch-Tipp:

„Mastzellenfreundliche und histaminarme Küche: Diätanleitung und Rezeptsammlung“ (Quelle: Amazon)

Autor des Buches: Heinz Lamprecht

Sie sind häufig krank, fühlen sich oft gestresst, unwohl oder werden immer wieder von lästigen Symptomen mit unklarer Ursache geplagt wie z. B. laufende oder verstopfte Nase, Niesen, Kopfschmerzen, Migräne, Verdauungsbeschwerden, Hautausschläge, Juckreiz, Schlafstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Burnout-Gefühl, Grippegefühl, Infektanfälligkeit, schmerzhafte Entzündungen, unerklärliche Traurigkeit, Antriebslosigkeit usw.?

Ihr Arzt ist ratlos oder zieht eine Histamin-Unverträglichkeit, eine Histamin- Intoleranz oder enterale Histaminose, ein Mastzellaktivitätssyndrom (MCAS) oder eine Mastozytose in Betracht?

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Über den Autor und weitere Mitwirkende

Als Gründer und Leiter der Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz SIGHI und als selbst von Histamin Geplagter hat sich Heinz Lamprecht viel Wissen und Erfahrung angeeignet zum noch neuen und wenig erforschten Thema der Histamin-Erkrankungen. Ein Teil der Rezepte wurde bisher schon auf der Website www.histaminintoleranz.ch in elektronischer Form angeboten. Auf vielfachen Wunsch hat Heinz Lamprecht nun die Rezepte in Kombination mit einer allgemeinen Diätanleitung zu einem gedruckten Buch aufbereitet. (Quelle: Amazon)

Mastzellaktivierung MCAS verstehen

Abb.: IMD Labor

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