Darmflora – wichtig für Figur und Wohlbefinden

Von |Veröffentlichung: 25. Juni 2015|Aktualisierung: 03. Februar 2022|Ansichten: 10828|Kategorien: Ernährung, Gesund abnehmen, Reizdarm|Lesezeit: 5,8 min|

Magen-Darm-TraktLeiden Sie unter Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen, Durchfällen, Verstopfungen, Hautekzemen (auch Neurodermitis), erhöhter Infekt-anfälligkeit/häufigen Erkältungen, häufigem Kopfschmerz/ Migräne, Gelenkbeschwer-den oder chronischer Müdigkeit?

Möglicherweise hat Ihre Darmflora ein Problem. Gerade wenn sich bei den allgemein-üblichen Untersuchungen (Blutbild, Utraschall, Magen-Darm-Spiegelung, Laktose-Test) keine Ursache für diese Beschwerden finden lassen, kann die Ursache für solche Krankheiten und Beschwerden oft (auch) im Bereich der Darmflora liegen.

Im menschlichen Darm leben Millionen verschiedener Bakterienarten, dies bezeichnet man als Darmflora. Darunter gibt es viele lebenswichtige Bakterienarten mit wichtigen Aufgaben für die Gesundheit:

  • Verwertung und Verdauung von Nahrung, Vitaminen etc.
  • Schutz vor Infektionen, krankmachenden Erregern, Pilzüberwucherung
  • Unterstützung des Immunsystems
  • Förderung einer gesunden Verdauung und Stuhlgang

Diese gesunden und wichtigen Darmbakterien sind in ihrem Wachstum von unserer Nahrung und deren Zusammensetzung abhängig. Bei einseitiger, falscher Ernährung (z.B. Fertiggerichte, hektischem Essen unter Stress) fördern wir das Wachstum bestimmter ungesunder Bakterienarten, während wir andere gesunde Darmbakterien am Wachstum hindern.

So wird bei ballaststoffarmer (wenig Gemüse) und zu Fett- und Eiweißreicher Ernähung (in Deutschland sehr häufig!) das Wachstum von Fäulnisbakterien gefördert. Diese Bakterien bilden große Mengen an Gas mit der Folge von Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen.

Zudem können schädliche Stoffwechselprodukte dieser Bakterien in das Blut übertreten. Mögliche Folgen sind Kopfschmerzen/Migräne, Gelenkbeschwerden oder chronische Müdigkeit.

Die „gefühlte“ Nahrungsmittel-Unverträglichkeit

Die Störung der Darmflora  verursacht eine insgesamt schwache Verdauungs-Leistung, d.h. viele Lebensmittel werden nicht mehr gut vertragen. Dadurch entsteht oft der Eindruck, dass man eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit hat. Oft sind aber nicht die (hoffentlich gesunden) Lebensmittel an sich das Problem, sondern das kranke bzw. geschwächte Magen-Darm-Verdauungssystem. Nach einer entsprechenden Therapie (Darmsanierung) verbessert sich die Verdauungs-Leistung wieder und dann können viele gesunde Lebensmittel auch wieder vertragen werden.

Unabhängig von unseren Nahrungsgewohnheiten gibt es noch andere Möglichkeiten, wie die Darmbakterien geschädigt werden können und so Magen-Darm-Beschwerden entstehen können:

  • durch anhaltenden Stress (beruflich oder privat)
  • durch Antibiotika
  • unerkannte Unverträglichkeiten (Laktose, Fructose, Gluten)
  • durch die Aufnahme Allergie-erzeugender Nahrungsmittel und Substanzen,
  • durch Strahlen und/oder Chemotherapie

Durch die Schädigung der Darmbakterien kann es dann zu einer Schädigung der Darmschleimhaut kommen. Da die Darmschleimhaut einer der wichtigsten Bestandteile unseres Immunsystems ist (ca. 75% aller Zellen des Immunsystems finden sich im Bereich der Darmschleimhaut), wird über eine Schädigung der Darmschleimhaut oft auch das gesamte Immunsystem geschädigt bzw. geschwächt.

Mögliche Folgen: Allergien, eine erhöhte Infektanfälligkeit (häufige Erkältungen), Pilz- und Haut-Erkrankungen sowie ein allgemeines Unwohlsein und eine Leistungseinschränkung. Auch die Neurodermitis und andere Ekzemerkrankungen haben oft einen engen Bezug zu einer kranken Darmschleimhaut.

Resistente Stärke – Dünger für die gesunden Darmbakterien

Zur Förderung einer gesunden Darmflora brauchen die Darmbakterien Ballaststoffe. Besonders wertvoll ist hier die sog. resistente Stärke, eine optimale Unterstützung für die Darmflora bzw. eine Therapie mit Probiotika (Bakterien-Präparaten).

Es gibt medizinische Produkte mit resistenter Stärke (Typ 3) zur Steigerung der Ballaststoffzufuhr, die zur Gesunderhaltung und im Rahmen einer (Reiz“-) Darm-Therapie eingesetzt werden. Resistente Stärke unterscheidet sich von normaler Stärke in der Art der Verknüpfungen der einzelnen Bausteine. Sie wird von den Verdauungsenzymen nicht gespalten und gelangt nahezu unverändert in den Dickdarm, wo sie den Bakterien zur Verarbeitung (Fermentation) zur Verfügung steht.

Es handelt sich bildlich gesprochen um „Dünger für die Darmbakterien“. Ich empfehle hochwertige medizinische Produkte in pharmazeutischer Qualität, die in Deutschland hergestellt werden. Eine preiswerte Alternative ist glutenfreie Kartoffelstärke. Die Dosis sollte immer langsam gesteigert werden, um anfängliche Blähungen zu vermeiden. Starten Sie mit 5-10 g und steigern Sie dann langsam die Dosis auf 24 -30 g pro Tag immer verteilt auf mehrere Mahlzeiten.

Essen Sie fermentiertes Gemüse (Artikel finden Sie hier: LINK)

Mehr Infos zu resistenter Stärke finden Sie z.B. in diesem guten Artikel: LINK

Produktbeispiel: Bauckhof Kartoffelmehl (enthält resistente Kartoffelstärke) – Bio

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Macht die Darmflora dick?

In den letzten Jahren wird vermehrt diskutiert, ob und welchen Einfluß die Darmflora auf das Körpergewicht und Übergewicht hat. Das Meiste sind Vermutungen bzw. Assoziationen. So findet man z.B. bei Schlanken häufig andere Darmbakterien als bei Übergewichtigen. Was davon Ursache oder Folge ist, wird zur Zeit intensiv erforscht. Es gibt wenig harte Fakten, auch wenn das in einigen Büchern etwas undifferenziert dargestellt wird. Ich führe in meiner Praxis seit 20 Jahren Darmflora-Untersuchungen durch und behandel entsprechende Störungen durch Ernährungsumstellung und Darmpräparate wie z.B. Probiotika, Phytotherapeutike und Nährstoffe. Oft zeigen sich hierdurch gute Effekte.

Literatur-Tipp:  Übergewicht – ist die Darmflora schuld (Dr. Rüffer EHK 2014)

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Diagnostik: Die Stuhlflora-Analyse

Vor der Therapie steht bekanntlich die Diagnostik. Durch eine spezielle Darmflora-Analyse (Stuhlprobe) kann man Informationen erhalten über die Zusammensetzung der Darmbakterien, verschiedene Verdauungsbestandteile und noch einige Stoffe, die Aufschluß über Entzündungsvorgänge im Darm und Zustand der Darmschleimhaut und des Immunsystems geben. Diese Untersuchung wird als Stuhlflora-Analyse bezeichnet (IGeL-Selbstzahlerleistung für gesetzlich Versicherte).

Aufgrund des Ergebnisses dieser Analyse erhalten Sie konkrete Therapie- und Ernährungs-Empfehlungen, die Ihre Verdauung und die Regeneration Ihrer Darmschleimhaut und Ihres Immunsystems unterstützen. Parallel sollten evtl. noch andere Untersuchungen gemacht werden, um weitere Störfaktoren auszuschließen.

Die Art und der Umfang der Therapie hängt wesentlich von Ihren Untersuchungsergebnissen ab. Die individuell beste Behandlungsform zeigt sich oft erst im Verlauf der Therapie. In der Regel kann ein Therapieerfolg nicht in wenigen Tagen oder Wochen geschehen! Die Therapie erfordert daher Ihre Mitarbeit und Disziplin bzgl. Ihrer Eßgewohnheiten und Ihre Geduld – mit allem zusammen können Sie ans Ziel kommen!

Mein Fazit: Übergewicht hat viele verschiedene mögliche Ursachen, eine gestörte Darmflora kann ein Faktor sein, ist aber aus meiner Erfahrung aus 15 Jahren Ernährungsberatung und Darmflora-Analysen nie der Hauptfaktor, wie es manchmal behauptet wird.

Für sehr wichtig halte ich eine gesunde Darmflora z.B. für das Imunsystem, die Nährstoff-Aufnahme, bei sog. „Reizdarm“-Beschwerden und den Schutz vor Entzündungs-Krankheiten.

N. Schulz-Ruhtenberg – Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin & Sportmedizin
Tätigkeitsschwerpunkt Ernährungsmedizin (Ärztekammer Hamburg)

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