Fette Irrtümer: Die offiziellen Empfehlungen zu Fetten sind fragwürdig

Von |Veröffentlichung: 07. März 2017|Aktualisierung: 25. Januar 2024|Ansichten: 6471|Kategorien: Allgemein, Ernährung, Gesund abnehmen, Krankheiten|Lesezeit: 5,3 min|

Das Wichtigste in Kürze:

Mehrere Studien und Meta-Analysen haben gezeigt, dass gesättigte Fettsäuren (z.B. in Milch, Fleisch, Kokosfett) nicht mit einem eChol_Time-Magazin_Titel-Fotosrhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen assoziiert sind (Mente 2009, Skeaff 2009, Siri-Tarino 2010, Hooper 2012, Hoenselaar 2012).

Dazu der renomierte Ernährungsissenschaftler Dr. Nicolai Worm: “ Gesättigte Fettsäuren sind in Dutzenden Kohortenstudien ohne Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ausgewiesen worden. Meta-Analysen dieser Studien haben das bestätigt.“ 

Dazu 3 wissenschaftliche Veröffentlichungen:

PDF: gesättigte Fettsäuren unkritisch? US Dietary Guidelines 2018: is saturated fat a nutrient of concern (<-Klick)

Klick -> PDF: gesättigte Fette unkritisch? Übersicht von Gershuni: Saturated Fat Part of a Healthy Diet 2018

Klick -> PDF: Saturated fat is not the major issue – Kardiologe im Interview

Hier sehen Sie den Auszug aus meiner ‚Online-Vortrags-Reihe Ernährungsmedizin‘ zum Thema Fette:


Fette Irrtümer – ein Paradigmenwechsel ist überfällig 

In der PREDIMED-Interventionstudie  war eine moderat fettreiche mediterrane Ernährung mit mehr Olivenöl und Nüssen einer DGE-entsprechenden Ernährung mit Fettreduktion und mehr Kohlenhydraten deutlich überlegen. Nach knapp 5 Jahren zeigte sich ein 30% niedrigeres relatives Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, sodass die Studie vorzeitig abgebrochen wurde (Estruch 2013). Es zeigte sich auch, dass die fettreichere Kost eher zu einer günstigeren Entwicklung von Körpergewicht und zentraler Adipositas (Fettleibigkeit) beitrug als die fettarme (Estruch 2016).

Eine neue Analyse der bislang durchgeführten klinischen Diät-Studien ergab, dass der Austausch von gesättigten tierischen Fetten gegen linolsäurereiche pflanzliche Fette (Mais-Öl/-Magarine) zwar das Cholesterin im Blut senkt, aber weder die Herzinfarktsterblichkeit noch die Gesamtsterblichkeit reduziert (Ramsden 2016). Dies widerspricht der sog. ‚Fett-Herz-Hypothese‘ der KHK (koronare Herzkrankheit = Arterienverkalkung der Herzkranzgefäße als Ursache für Herzinfarkt), die jahrelang die offiziellen Ernährungsempfehlungen geprägt hat.

Der Verzehr von Omega-6-reichen Pflanzenölen sollte daher reduziert werden, da es keinen Beweis für einen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt (Stulnig 2015) und sie zu einer entzündungsfördernden Stoffwechsellage beitragen. Chronische Entzündungen (<-Klick) sind aber ein wenn nicht das Grundproblem bei vielen chronischen Erkrankungen (silent inflammation). Außerdem hemmt eine hohe Omega-6-Zufuhr die Möglichkeit pflanzliche Omega-3-Fettsäuren (alpha-Linolensäure) im Körper in die lebenswichtige EPA (Omega-3-Fettsäure in Fisch) umzuwandeln.

Mehrere Studien und Meta-Analysen (u.a. Cochrane) haben gezeigt, dass gesättigte Fettsäuren (z.B. in Milch, Fleisch, Kokosfett) nicht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen assoziiert sind (Mente 2009, Skeaff 2009, Siri-Tarino 2010, Hooper 2012, Hoenselaar 2012) und dass der Konsum Milch und Milchprodukten eher mit einem geminderten kardiovaskulären Risiko einhergeht.

Dazu der renomierte Ernährungsissenschaftler Dr. Nicolai Worm: “ Gesättigte Fettsäuren sind in Dutzenden Kohortenstudien ohne Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ausgewiesen worden. Meta-Analysen dieser Studien haben das bestätigt.“ 

In den neuen amerikanischen Ernährungsempfehlungen ist folgerichtig die Obergrenze für den Gesamt-Fettanteil abgeschafft worden. Außerdem wird der Cholesterin-Gehalt in den Lebensmitteln nicht mehr als relevant angesehen und vor „added sugars“ gewarnt. Zuviel Zucker und Fruchtzucker und auch einfache Kohlenhydrate aus Nudeln und Brot können den Cholesterin- und Fettstoffwechsel stark negativ beeinflussen.

Falsche und längst überkommene Vorstellungen und Empfehlungen in Bezug auf Nahrungsfette auch von offizieller Seite haben in den letzten Jahrzehnten Fortschritte erschwert.

Lachs-Stück_19978774_sModerne Ernährungskonzepte empfehlen 30-50% der Gesamtenergie aus gesunden Fetten zuzuführen und dafür die nicht-essentiellen Kohlenhydrate zu reduzieren. Schweden hat als erstes Land in Europa eine Low Carb High Fat-Ernährung (LCHF) als offizielle Ernährungs-Empfehlung anerkannt.

In Deutschland hat sich die LOGI-Low Carb Ernährung nach Dr. Worm z.B. in der Adipositas-Therapie seit Jahren sehr bewährt. In der Prävention ist sein Flexi-Carb-Konzept, bei dem Kohlenhydratzufuhr an das Ausmaß der Muskelaktivität angeknüpft wird, wegweisend.

Auch im Sport setzen viele erfolgreiche Sportler auf eine fettbewußte Ernährung (z.B. train low-compete high-Konzept nach Dr. Feil). In randomisierten Interventionsstudien konnte gezeigt werden, dass Omega-3-Fette vor Muskelkater und Kraftverlust schützen können (Kim 2014, Mickleborough 2015, Lembke 2014), die muskuläre Proteinsynthese verbessern und den Muskelabbau im Alter bremsen können (Smith 2011/2015).

Ei_14687186_sFazit: Mehr gesunde Fette

Eine optimale Versorgung mit gesunden und lebenswichtigen Fettsäuren leistet einen wichtigen Beitrag für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Heilungsprozesse.

Durch eine Ernährungsumstellung und Fett-Modifikation („Öl-Wechsel in der Küche“) und eine anti-entzündliche Ernährung und Nährstofftherapie kann die Therapie von zahlreichen Erkrankungen in der inneren Medizin und z.B. auch der Orthopädie und Rheumatologie erfolgreich unterstützt werden. Vor allem die  sehr verbreitete Unterversorgung mit maritimen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA sollte stärker beachtet werden. Wichtig ist eine individuelle Beratung des Patienten bzw. Sportlers, idealerweise auf Basis spezieller Fettsäure-Labormessungen inkl. Omega-3-/6-Versorgung (Messen-Wissen-Handeln).

Klick -> Artikel (PDF): Mehr gesunde Fette – inkl. Omega-3-Fettsäuren

Klick -> Artikel (PDF) „Low Carb vs. Low Fat“

Praxis-Tipp: Der ‚Öl-Wechsel in der Küche‘ und anti-entzündliche Ernährung:

Gesunde Fette bevorzugen:

  • Braten: natürliches Bio-Kokosöl, Butterschmalz, (Butter)
  • Kalte Küche: hochwertiges Olivenöl, Rapsöl und Leinöl
  • Speise-Leinöl: gute Qualität, produziert mit Oxidationsschutz, kleine dunkle Flaschen für zügigen Verzehr, am besten in Kombination mit Antioxidantien
  • fetter Fisch: Hering, Seelachs, Forelle, Makrele, Wild-Lachs
  • Nüsse und Samen (Leinsamen, Hanfnüsse, Walnüsse)
  • Eier, Avocado, Butter (statt Magarine)
  • Fleisch aus Weidehaltung, Wildfleisch
  • Hochwertige Omega-3-Öle/-Supplemente (optimal unter Labor-Kontrolle)

Ungesunde Fette vermeiden:

  • Keine gehärteten Fette (s. Zutatenliste)
  • Arachidonsäure-Zufuhr reduzieren (Massentierhaltung, z.B. Schweinefleisch)
  • Kein/wenig Sonnenblumenöl, Distelöl, Maiskeimöl oder Sojaöl
  • Keine Magarine
  • Vorsicht bei Zucht-Lachs (Schadstoff-Belastung) und Thunfisch (Quecksilber-Gehalt)

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